Greving

Flüchtlingsinitiative

In der Schwaneweder "Ökumenischen Initiative für Flüchtlinge" engagieren sich Ehrenamtliche, um  Menschen  aus aller Welt wohlwollend in unserer Gemeinde zu empfangen und im Alltag zu unterstützen. Sie sind behilflich bei Behördengängen, Arztbesuchen, Einkäufen, Hausaufgaben und dem Erlernen der deutschen Sprache. 

Regelmäßig treffen sich die Mitglieder der Initiative zum Austausch und für Planungen.

Im evangelischen Gemeindehaus wird jeden Donnerstag von 16.00-17.00 Uhr eine Sprechstunde für geflüchtete Menschen angeboten. Dort finden auch Deutschkurse statt.

Die "Wundertruhe", eine gemeinnützige Kleiderkammer der Ökumenischen Initiative ist in der Ostlandstraße 34, direkt neben der "Tafel" ansässig. Dort gibt es Kleidung, Hausrat, Dekoratives, Spielzeug und vieles mehr zu äußerst günstigen Preisen.
 

Nähere Informationen erteilt Frau Dippe. Bei Ihr können Sie auch erfahren, wann Kleider- und Sachspenden in der "Wundertruhe" abgegeben werden können. Telefon: Tel.04209/4787

Um den Menschen, die länger in Schwanewede leben werden, die Integration zu erleichtern, sucht die Ökumenische Initiative ständig engagierte Mitmenschen, die sich als Paten einbringen möchten.

Wenn Sie sich angesprochen fühlen, rufen Sie uns bitte an: Gudrun Chopin (04209/2400), Renate Thomas (04209/4642),

Wer für die Flüchtlingsarbeit spenden möchte, kann dies auf folgendes Konto tun:

Ev.-luth. Kirchenkreisverband OHZ; DE 3229 15 2300 0000 23 1845, BRLADE 21 OHZ, "Spende Kostenstelle 6420-31130 Flüchtlingsarbeit"

 

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Familie Rexhmataj; Foto: G.Chopin

Zukunft schenken - kann das gelingen?

Zurück geschickt ins Ungewisse: Qerim Rexhmataj  und seine Familie

Qerim ist 1982  geboren – 33 Jahre jung. Er sagt: „ Ich könnte 100 Jahre alt sein.“ 
Seit Anfang August 2015 wohnt er in Schwanewede – zusammen mit seiner Frau Hatije (30 J.), seiner 4jährigen Tochter Grisela, seinem 3jährigen Sohn Gerald und seinen einjährigen Zwillingen Gerd und Gresa. Gert und Gresa sind in Schwanewede geboren. Die Not hat ihn aufbrechen lassen aus Albanien. Seine Frau war hochschwanger.
Qerim kommt aus  Tershen bei Kukes  in Nordalbanien. Das kleine Dorf mit etwa 15 bis 20 Häusern liegt in einem Tal, umringt von über 2000 m hohen Gebirgszügen (Gjalica). In das Zimmer, in dem er bis zu seinem Aufbruch nach Deutschland wohnte, ist sein Bruder mit Familie  gezogen.
In den drei Zimmern des kleinen Hauses wohnen jetzt 14 Personen: Qerims Eltern  und die Familien zweier Brüder mit zwei und 6 Kindern. Fließendes Wasser gibt es dort nicht, doch Bergquellen. Ein Rohr bringt das Wasser in die Nähe des Hauses. Gekocht wird mit Feuerholz, Strom kommt unregelmäßig und kann oft nicht bezahlt werden. Kühlschrank und Waschmaschine gibt es nicht.
Auf dem kleinen Grundstück werden Tomaten, Kartoffeln, Mais und Bohnen angebaut, in den Bergen Schafe gehütet. Zwei bis dreimal im Monat ging Qerim über die Berge in die  nächstgelegene größere Stadt Kukes, um dort im Supermarkt Öl, Zucker und weitere Nahrungsmittel zu kaufen, die nicht angebaut werden konnten. Hin- und Rückweg über einen schmalen Bergweg dauerten 6 Stunden.
Einen erreichbaren Kindergarten gibt es nicht, aber eine Schule, die etwa 7 km entfernt ist. Die Kinder gehen dorthin zu Fuß. Auch im Winter bei hohem Schnee.
An seinen eigenen  Schulbesuch (8 J. lang )  mag Qerim nicht  denken. Der lange Weg – Schnee - schlechte Schuhe - kein Brot - Hunger. Bis er 15 Jahre alt war, litt er immer unter Hunger.
Nach Schulabschluss begann seine Suche nach Arbeit. Zunächst ging er nach Mazedonien, wo er einen Sommer  lang  in den Bergen Tag und Nacht 600 Schafe hütete und immer im Freien war, auch bei Kälte und Nebel.
1999 ging er eine Woche lang zu Fuß  nach   Griechenland, wo er schon am ersten Tag wegen Illegalität  festgenommen wurde  und  2 bis 3 Monate im Gefängnis verbrachte. Er kehrte schließlich zurück und arbeitete weiterhin auf dem Feld und bei den Schafen.  2004 brach er wieder nach Griechenland auf, 15 Tage  zu Fuß mit einem Cousin, er  hatte Hunger und vor allem Durst. Einmal fand  er eine Flasche bei einem Traktor, trank sie aus und bemerkte zu spät, dass in diesem Wasser Öl war. Er wurde so krank, dass er nicht weiß, wie er das überlebt hat. 5 Jahre lang arbeitete er in Griechenland als Hausmeister an verschiedenen Stellen. Alle Aufträge nahm er mutig an, Bauarbeiten und Reparaturen.  2009 ging er zurück nach Albanien, weil er krank wurde. Mit dem Ersparten bezahlte er Arztbesuche und Medikamente. Wieder betrieb er Feldarbeit und hütete Schafe. 2011 heiratete er seine Frau Hatije und bekam 2012, 2013 und 2015 seine vier Kinder.
Die meisten seiner Tage sind bis heute vom Kampf ums Überleben geprägt.
In Schwanewede  wohnt  er beengt in der Ostlandstraße 34, aber das reicht ihm aus. Den Umzug in eine größere Wohnung wollte er seiner Frau mit den vier kleinen Kindern wegen der vielen Stufen nicht zumuten. Er hatte das Glück, dass er kurz nach seiner Ankunft in Schwanewede  einen Sprachkurs der Volkshochschule besuchen konnte. Erfolgreich legte er die A1 Prüfung ab und besuchte weiterhin ehrenamtlich erteilten Unterricht. Zuletzt nahm er an einem Angebot des Arbeitsamtes teil, lernte weiterhin Deutsch  und absolvierte ein 6wöchiges Praktikum in einem Gartencenter. Er schrieb Bewerbungen, doch dann erreichte ihn ein Schreiben, dass ihn zur Ausreise aufforderte. Sein Asylantrag war abgelehnt.
Seitdem plagt er sich mit Kopf- und Herzschmerzen, denn er weiß nicht, wohin er bei seiner Rückkehr soll. Er kann über seine Rückkehr kaum nachdenken und kaum mit seiner Frau darüber sprechen, weil er weiß, dass es keinen Platz  für ihn und seine Familie gibt. Und Arbeit schon gar nicht.

Diese Aussichts- und Zukunftslosigkeit ist schwer zu ertragen. Wir möchten sie als Ökumenische Initiative nicht tatenlos hinnehmen.

Deshalb träumen wir mit ihm jetzt einen gemeinsamen Traum. Den Traum von einem kleinen Haus mit einem Grundstück, von dem er seine Familie durch den Anbau von Gurken, Kartoffeln, Tomaten, Mais und Paprika weitgehend ernähren kann. Vielleicht könnte er selbst einen kleinen Stall für eine Ziege und eine Kuh dazu bauen. Die Familie würde in der Nähe von Kukes wohnen, dort, wo er immer zum Einkaufen über die Berge ging. Dann hätten die Kinder einen Kindergarten und eine Schule in erreichbarer Nähe. Und bei Krankheit wäre ein Arzt nicht so weit entfernt.  Bezahlen müssten sie ihn für die meisten Behandlungen selbst. Die Medikamente auch.  Arbeit würde er suchen. Ob er eine findet, bleibt abzuwarten.
Qerim wagt es  zu träumen. Wir ermuntern ihn dazu.
Wir würden ihm und seiner Familie gerne Zukunft schenken – und wenn es möglich wäre auch weiteren Familien aus den Balkanländern, die ohne unsere Hilfe ins Nichts fahren. Jede Spende verwandelt Trostlosigkeit in Hoffnung.

Spendenkonto: Ev.-luth. Kirchengemeinde Schwanewede
Konto DE32 2915 2300 0000 2318 45
Verwendungszweck : KST  6420-15800 Flüchtlingshilfe